Zu Besuch im Atelier von Ursula Freiwald

Kunstwerk Ausschnitt im HG
August 19, 2024

DORIS | KUNST.JETZT: Hallo! Schön, dass wir uns mal wieder treffen. Du hast eine wirklich beeindruckende künstlerische Reise hinter dir. Kannst du uns erzählen, wie alles wieder angefangen hat?

URSULA: Hallo! Ja, gerne. Nach meinem kunstpädagogischen Studium habe ich das künstlerische Arbeiten erst einmal vergessen. Familie, Beruf und andere lebensgestaltende Bereiche hatten Vorrang. Aber dann gab es einschneidende, sehr belastende Veränderungen in meinem Leben. Zum Glück habe ich gute Freunde, die mich in diesem seelischen Tief erreicht haben. Sie haben mich mit Pinsel und Farbe versorgt und mich zum Malen motiviert. Damit begann ein Neuanfang, und seitdem habe ich nie wieder aufgehört, leidenschaftlich zu malen.

DORIS: Es ist beeindruckend, wie du dich wieder aufgerafft hast. Deine Arbeitsweise klingt sehr intensiv. Kannst du uns mehr darüber erzählen, wie du an deine Bilder herangehst?

URSULA: Leinwand und Farben beherrschen mich so lange, bis ich das Bild vor mir habe, das vor meinem inneren und äußeren Auge Bestand hat. Wenn das nicht der Fall ist, übermale ich das Bild, wandle Dargestelltes um, erfinde neu, lasse es stehen oder verwische es. Manchmal füge ich neue Farbe hinzu, um ein Motiv sichtbar zu machen oder wieder verschwinden zu lassen, etwas anderes entstehen zu lassen, erlebbar und vielleicht auch physisch spürbar zu machen.


DORIS: Deine Landschaftsbilder sind faszinierend. Wie entstehen diese Werke?

URSULA: Ich male gegenständliche Motive wie Landschaften, die ich immer wieder in der Natur betrachte und aufsauge. Diese Eindrücke wandle ich dann um, abstrahiere sie oder male sie so, wie ich sie gesehen habe. Einmal im Jahr tauche ich in den Farbenrausch südeuropäischer Landschaften und Wasserwelten ein, entweder allein oder gemeinsam mit anderen KünstlerInnen. Danach arbeite ich wieder in der Stille meines Ateliers. Das ist meine Welt.

„LEINWAND UND FARBEN BEHERRSCHEN MICH SO LANGE, BIS ICH DAS BILD VOR MIR HABE, DAS VOR MEINEM INNEREN UND ÄUSSEREN AUGE BESTAND HAT.“

DORIS: Neben der Malerei hast du auch mit Druckgrafik begonnen. Wie unterscheidet sich dieser Prozess von deiner Malerei?

URSULA: Die Druckgrafik ist tatsächlich ganz anders als die Malerei. Während ich bei der Malerei spontan und intuitiv, manchmal auch planlos arbeite, erfordert die Druckgrafik präzise Planung und technische Umsetzung. In den letzten Jahren habe ich eine Serie zur Inselwelt der Nordsee als Linol- und Holzschnitte sowie Radierungen und abstrakte Monotypien erstellt. Mal sehen, wie es weitergeht!


DORIS: Es ist spannend zu sehen, wie vielfältig deine Arbeit ist. Hast du Pläne für zukünftige Projekte?

URSULA: Ich lasse mich überraschen, wohin die Reise geht. Momentan genieße ich den Prozess und bin gespannt, was als Nächstes kommt. Ideen habe ich viele, aber ich lasse mich auch gerne von neuen Eindrücken und Erlebnissen inspirieren.

DORIS: Vielen Dank für das tolle Gespräch. Es ist immer inspirierend, mit dir zu sprechen und mehr über deine Arbeit zu erfahren.

URSULA: Danke dir! Es war schön, sich mal wieder auszutauschen.